An Christihimmelfahrt ging Riding4Europe nun endlich in die zweite Runde. Diesmal Richtung Westen und bei deutlich angenehmeren Temperaturen als Ende März, als die Schweiz und Österreich beradelt wurden. Da meine Begleiter leider krankheits- bzw. studienbedingt ausgefallen sind, fuhr ich morgens halb 9 alleine in Frankfurt los. Erstes Etappenziel: Brüssel. Da ich hier eine Übernachtung geplant habe und ursprünglich von einem zügigen Tempo bei drei Fahrern ausgegangen bin, habe ich von Beginn an gut Gas gegeben, um wenigstens ein paar Stunden Nachtruhe zu bekommen. Wenn man die anstehenden Länder im Titel liest, gehen die meisten von einer entspannten und flachen Strecke aus – mich selbst zu Beginn der Planung eingeschlossen. Aber die deutschen Mittelgebirge darf man dann doch nicht unterschätzen. Mit Taunus, Westerwald und Eifel summieren sich die Höhenmeter bis zum Tagesende auf doch fast 4.000. Die Temperaturen sind angenehm, bei leicht bewölktem Himmel, sodass ich auch alleine ganz gut vorankomme. Gegen frühen Nachmittag erreiche ich daher bereits die Rheinfähre in Linz und es stellt sich langsam das Gefühl ein, dass die deutsche Landesgrenze nicht mehr allzuweit entfernt sein kann. Nach der Rheinüberquerung muss ich etwas improvisieren, da meine geplante Strecke leider auf eine für Radfahrer gesperrte Strecke führt. Also wechsel ich auf einen Radweg, der ziemlich bald leider nicht mehr asphaltiert ist. Es folgen ca. 10 km ungewollter Gravel. Aber zum Glück haben die Reifen mich hier nicht im Stich gelassen.


Weiter geht es dann Richtung Aachen, um im Anschluss ein paar Kilometer durch die Niederlande zu radeln. Am Abend kann ich daher die erste Grenze überqueren. Wobei ich den Übergang in die Niederlande ehrlich gesagt gar nicht bemerkt habe. Keine Grenzpfosten oder ähnliches hier im Dreiländereck anzutreffen. Richtig bewusst wird es mir deshalb erst als ich bereits am Ortsschild zu Maastricht stehe. Hier beschließe ich die erste große Pause einzulegen, da immer noch gut 140 km bis nach Brüssel auf dem Plan stehen. Wenn ich etwas in den letzten Ultras gelernt habe, dann dass ich extrem davon profitiere ausgeruht in die Nacht zu starten. Ansonsten macht sich bei mir der Temperatursturz regelmäßig extrem negativ bemerkbar. Auf den Straßen Maastrichts ist um die Uhrzeit noch einiges los und ich entschließe mich einen kleinen Schlenker durch die Innenstadt einzulegen, um dort zu pausieren.
Ausgeruht geht es weiter Richtung Belgien. Zwar ist die Strecke nun absolut flach und ich kann sehr angenehm fast durchgehend auf Radwegen fahren, aber gefühlt ging die Strecke hier wirklich ausschließlich schnurstracks geradeaus. Die letzten drei Stunden kommen mir daher schier endlos vor. Und die Uhrzeit tut das seine, wenn man eine erwartete Ankunftszeit von ca. 2-3 Uhr in der Nacht hat und am nächsten Tag noch ein paar Hundert Kilometer zurücklegen will. Ich bin daher ziemlich froh gegen halb 3 endlich in Brüssel anzukommen. Noch schnell ein kleiner Snack an der 24h-Tankstelle und ab zum einchecken ins Hotel. Wie erwartet bekomme ich noch ein paar schräge Blicke, aber ich bin viel zu müde, um noch groß zu erläutern. Ich merke wie mich das hohe Tempo tagsüber ausgelaugt hat und möchte einfach nur schlafen. Noch vor dem Schlafengehen treffe ich sodann auch bereits die Entscheidung nicht die ganze Strecke zurück bis Frankfurt zu radeln, sondern mich mit dem Erreichen aller westlichen Nachbarländer zu begnügen. Entsprechend stelle ich den Wecker erst auf 10 Uhr und schlafe mit dem guten Gefühl ein am morgigen Tag wenigstens halbwegs ausgeruht starten zu können.
Diese Entscheidung hat sich auch als absolut richtig herausgestellt. Am nächsten Tag fühle ich mich eigentlich ganz frisch – und was viel wichtiger ist – ich habe richtig Bock zu fahren 🙂 Zum Frühstück zwei Schokocroissants und der obligatorische Kaffee und ich bin ready to go. Ab jetzt geht es auf dem Track von Roman weiter Richtung Luxemburg und Frankreich. An der Stelle danke an Roman für die Planung. Der Track war super. Am Anfang zwar typisch belgisch – mit teils heftigem Kopfsteinpflaster, aber extrem wenig Verkehr und tolle Sträßchen. Mein Tempo jetzt deutlich unter dem gestrigen, aber mit der geänderten Route muss ich mich nun ja auch nicht beeilen. Ich genieße also die Tour und lege auch noch den ein oder anderen längeren Stopp ein. Wobei, allzu viele Pausen waren es am Ende wohl doch nicht. Die Bruttozeit beläuft sich am Ende inklusive der ausgiebigen Schlafpause in Brüssel auf knapp 46 Stunden (netto 31 h). Für 745 km voll in Ordnung.
Da ich auf Grund der ausgedehnten Schlafpause Freitag erst recht spät in Brüssel gestartet bin, wird die Nacht von Freitag auf Samstag dafür durchgefahren. So erreiche in kurz vor Mitternacht Luxemburg-Stadt. Hier mische ich mich am McDonalds am Marktplatz noch unter das Partyvolk 😉 Auch hier heißt es wieder Kraft für die Nacht tanken – und Kaffee. Aber die Temperaturen sind zum Glück sehr mild und bleiben die meiste Zeit sogar zweistellig. Erst gegen vier Uhr in der Früh sinken sie bis auf sechs Grad ab und ich muss noch ein Sweatshirt unter die Windjacke ziehen. Hinzu kommt hier noch der morgendliche Nebel, der dann doch in Kombination mit der eintretenden Müdigkeit unter die Knochen geht.
Kurz hinter Schengen folgt ein kleiner Abstecher nach Frankreich bevor ich gegen fünf Uhr morgens Saarbrücken erreiche. Von hier aus hatte ich beschlossen die Bahn zurück zu nehmen. Auch wenn es mir wirklich Leid tut auf das wunderschöne Straßbourg zu verzichten. Aber rückblickend war es die absolut richtige Entscheidung. 750 km auf zwei Tage verteilt waren anstrengend genug, aber noch nicht zu viel um einen Trainingseffekt zu zerstören. Die letzten 300 km können die Erholungsphase dann eben ziemlich überproportional in die Länge ziehen. So fühle ich mich jetzt, knapp drei Tage später, schon wieder ziemlich erholt und kann bereits mit den ersten ruhigen Einheiten starten. Ein Rennen steht schließlich doch noch an diese Saison…
In diesem Sinne freue ich mich jetzt auf eine intensive Vorbereitung auf das nächste Rennen, um im Anschluss die beiden letzten Riding4Europe Touren im August genießen zu können. Dann geht es zuerst nach Dänemark und im Anschluss nach Tschechien und Polen. #Riding4Europe
Tolle Aktion! Und krasse Leistung. Ich habe wirklich mitgefiebert.. Bin schon neugierig, wann Ausgabe 3+4 geplant sind.
Beste Grüße, Klaus Klein
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This is a great blogg
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Thank you, Scott 🙂
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